Vortrag zur Todesnacht von Stammheim
Der Fall mit dem wir uns beschäftigen wollen, liegt inzwischen 42 Jahre zurück - und ist immer noch nicht vollständig aufgeklärt. Es geht um Stammheim.
Nachdem sie von der Befreiung der Geiseln in der entführten Lufthansa-Maschine "Landshut" erfahren hatten, begingen die dort inhaftierten RAF-Gründer Gudrun Ensslin, Andreas Baader und Jan Carl Raspe Selbstmord, das Gruppenmitglied Irmgard Möller überlebte einen Stich in die Brust. Das war in der Nacht zum 18. Oktober 1977. Die Ermittlungen ergaben, dass Gudrun Ensslin sich erhängt, Baader und Raspe sich erschossen hatten und Irmgard Möller versuchte, sich mit einem Anstaltsmesser zu erstechen, was sie selbst bestritt.
Dennoch wirft der Fall Stammheim auch nach mehreren Gerichtsverfahren und einem Untersuchungsausschuss immer noch Fragen auf. Dabei geht es vor allem darum, wie die Gefangenen trotz der Kontaktsperre kommunizieren und sich so zu einem gemeinsamen Selbstmord verabreden konnten - und wie diese später aufgedeckte Anlage im Hochsicherheitstrakt geheim bleiben konnte. Aus vielen Indizien geht inzwischen auch hervor, dass die Zellen im 7. Stock mit Abhöreinrichtungen ausgestattet waren. Ob diese während der Schleyer-Entführung genutzt wurden, um die Gespräche der Gefangenen untereinander abzuhören ist bisher ungeklärt.
Zu diesem Thema wird Stefan Aust, Autor des Buches "Der Baader-Meinhof-Komplex", am Mittwoch, den 11. Dezember 2019, um 18:00 Uhr über seine alten und neuen Erkenntnisse sprechen.
Der ehemalige Chefredakteur des Spiegel und heutige Herausgeber der Welt-Gruppe berichtet von seinen jahrelangen Recherchen zu der Todesnacht von Stammheim, von den damals geführten juristischen Debatten über das Abhören und seiner langwierigen Suche nach Akten, deren Einsichtnahme er zuletzt mithilfe eines Berliner Anwalts erstritt - und aus denen einiges bisher unbekanntes hervorgeht.